[inspic=87,left,fullscreen,thumb](Trossingen) Am Ende haben sich die Favoriten durchgesetzt: Der Deutsche Meister Arkadij Naiditsch gewann im historischen Kesselhaus mit 8 Punkten aus 9 Runden souverän das stark besetzte Turnier des Trossinger Schachvereins um den „Matoma-Cup“.
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Mit dem 20-jährigen Georg Meier vom SV Werder Bremen kam eines der größten deutschen Schachtalente auf Rang zwei. Den dritten Platz sicherte sich der routinierte Großmeister Igor Khenkin (TV Tegernsee/Bundesliga).
„Ist das hier die Deutsche Meisterschaft?“ flachste ein Teilnehmer im Scherz. In der Tat war die 2. Internationale Schnellschachmeisterschaft im Trossinger Kesselhaus kaum schwächer besetzt als die deutschen Einzelmeisterschaften. Die sechs Großmeister Arkadij Naiditsch, Georg Meier, Igor Khenkin, Viesturs Meijers, Zigurds Lanka und Vladimir Gurevich sowie die Internationalen Meister Dejan Bojkov, Andrey Orlov, Leonid Milov und Rudolf Bräuning wiesen einen Elo-Schnitt von über 2500 auf. Dazu gesellten sich Fide-Meister Nikolaj Melkumjanc, der frühere Tuttlinger Mahmut Xheladini und der frisch gebackene Württembergische Meister Holger Namyslo. Der Trossinger Stadtmeister Dr. Andreas Modler belegte in diesem Klassefeld den beachtlichen 14. Platz.
Der Titelverteidiger schwächelt
Den Turniersieg machten aber die Superstars unter sich aus. Titelverteidiger Viesturs Meijers, lettischer Großmeister aus Aue, hatte allerdings keinen Glanztag erwischt. Er besiegte zwar den Trossinger Werner Messner, den Brombacher Michael Pfau und Vadim Reimche (SF Ravensburg), unterlag dann aber in Runde 4 dem starken Bulgaren IM Dejan Bojkov. Nach einer weiteren Niederlage gegen die Nummer 2 der Setzliste, GM Georg Meier, war der Turniersieg passé. Der groß aufspielende Michael Schmid aus Konstanz trotzte dem Großmeister dann noch ein Remis ab.
Ansonsten gewannen die Favoriten souverän, obwohl ihnen mancher Amateur durchaus Kopfzerbrechen bereitete. So verteidigte sich Frank Baur aus Mengen derart geschickt gegen Superstar Naiditsch, dass ihm fast ein Remis gelungen wäre. Dass die Großmeister Nerven wie Drahtseile haben, zeigte sich immer wieder, wenn es mal eng wurde. Gespannt warteten die zahlreichen Zuschauer im Kesselhaus auf die direkten Duelle.
In Runde 4 war es dann soweit: Der Schachlehrer und lettische Großmeister Zigurds Lanka, eine Woche zuvor noch Turniersieger in Spaichingen, prüfte Naiditsch. Doch der junge Nationalspieler ließ Lanka keine Chance. IM Bojkov bezwang Großmeister Meijers, und Lokalmatador Holger Namyslo unterlag knapp gegen IM Milov. Einen kleinen Vorsprung holte Naiditsch in der 5. Runde heraus. Während er den russischen IM Orlov bezwang, kam sein härtester Konkurrent Meier nicht über ein Remis gegen Bojkov hinaus. Auch die Nrummer 3, GM Khenkin, musste sich gegen Milov mit einem Unentschieden begnügen. Das machte er durch einen Sieg in Runde 6 gegen einen der stärksten Amateure im Feld, Hans-Joachim Gierth (Dreisamtal), wieder wett. Denn Bojkov und Naiditsch sowie Orlov und Meier trennten sich remis.
In der 7. Runde setzten sich die späteren Sieger vorentscheidend durch. Naiditsch besiegte Khenkin, Meier schlug Meijers und Milov setzte Bojkov matt. Da reichte dem 21-jährigen Naiditsch im Duell der Jungstars in Runde 8 ein taktisches Remis gegen Meier. Hier sorgte neben Michael Schmid mit Hans-Joachim Gierth ein weiterer Amateur für Aufsehen. Mit den schwarzen Steinen trotzte er Bojkov ein Remis ab. So war plötzlich Milov gemeinsam mit Naiditsch an der Spitze. Das direkte Duell in der Schlussrunde gewann aber Arkadij Naiditsch und damit das Turnier.
Bräuning rückt in die Top 10
Spannend wurde es an Brett 2, wo der fulminant aufspielende FM Holger Namyslo dem GM Meier große Probleme bereitete, schließlich aber doch unterlag. Trotzdem ist sein 12. Platz ein großer Erfolg. Der württembergische Vize-Meister FM Rudolf Bräuning vom SK Bebenhausen katapultierte sich noch vor GM Zigurds Lanka in die Top 10. Nach sieben Runden lag er sogar auf Platz 4, unterlag dann aber Milov und Bojkov.
Strahlend nahm Turniersieger Arkadij Naiditsch den Matoma-Cup, das „Grinsende Trossinger Türmle“ von Matoma-Geschäftsführer Marco Gola entgegen. Attraktive Preise gab es aber auch für die Plätze zwei bis zehn sowie zahlreiche Sonderwertungen. So gewann der Villinger Dietmar Klostermann die Seniorenwertung, der Horber Maximilian Seyrich die Jugendklasse und Pablo Bonenberger (Bebenhausen), Viktor Schwindt (Schwenningen), Jürgen Rutz (Winterlingen) und Vadim Reimche (Ravensburg) die Ratingpreise der DWZ-Klassen unter 1600, 1800, 2000 und 2200. Preise gab es hier auch für die Plätze 2 – 5.
Begeistert von einem Klasseturnier in uriger Atmosphäre machten sich die Spieler auf den Heimweg – die Großmeister jedoch unterhielten sich mit den Organisatoren noch die halbe Nacht beim Abendessen mit Umtrunk. Schließlich beendete man das SchachWochenende mit einem Weißwurstfrühstück im Biergarten des Kesselhauses am Sonntagmorgen. Dann hieß es endgültig: „Auf Wiedersehen im nächsten Jahr“.